Die und der Einzelne verschwindet oft hinter den Zahlen und Statistiken zur Arbeitsmarktintegration ausländischer Beschäftigter. Dem möchten wir in dieser Broschüre mit acht Kurzporträts einzelner Kolleg*innen über ihren Weg in die Thüringer Arbeitswelt etwas entgegen setzen.
Baschar, Felicia, Firas, Milad, Jahid, Noura, Wanja und Yara haben uns von ihren beruflichen Fragen und Hürden, Erwartungen und Hoffnungen erzählt. Ergänzt werden die Erzählungen mit kurzen Einordnungen zu Regelungen zum Aufenthalt und beruflicher Anerkennung.
Die Broschüre kann als pdf heruntergeladen werden oder hier als Druckausgabe bestellt werden. Die Kurzporträts gibt es auch einzeln als Hörfassung.
Kurzporträts als Hörfassung
Melanie Pohner über das Projekt
»Als gewerkschaftlicher Bildungsträger interessierte uns die Frage, wie unsere ausländischen Kolleg*innen den Schritt in die Arbeitswelt erleben, mit welchen Schwierigkeiten sie auch neben bürokratisch-formaler Hürden zu kämpfen haben und was sie als herausfordernd, aber auch unterstützend erleben.«
Bashar
»Wenn zwei Leute auf Deutsch reden, verstehe ich sie. Aber nicht die Feinheiten. Und das macht sich auch beim Arbeitsklima bemerkbar. Es ist nicht alles so leicht und normal. Es bleibt eine gewisse Distanz.«
Felicia
»Die haben alle viel Geld mit uns verdient. Die rumänische Firma und auch die deutsche. Und irgendwie hingen die auch zusammen. Und einmal hatte ich sogar für meinen Lohn gleich zwei Pflegefälle in einer Familie zu betreuen.«
Firas
»Egal, ob Du Arbeit hast, Geld – Du bist und bleibst in Thüringen immer fremd.«
Milad
»In Afghanistan habe ich gedacht, dass es einfacher wird in Deutschland. Ich dachte: Ich habe studiert, ich bin positiv eingestellt und sie werden mich brauchen. Ich dachte, ich mache das Interview [Anhörung zum Asylantrag] bei der Behörde und dann ist das kein Problem. Aber dann war es ganz anders. Es ist schwerer in Deutschland anzukommen, als ich gedacht habe.«
Jahid
»Eine Leiharbeitsfirma hat mich zu einem großen Logistikunternehmen geschickt, weil sie dringend
Leute suchten. Aber bereits in der Probezeit bekam ich eine Kündigung. Sie haben damals viele Leute gekündigt – über 500 mussten auf einmal gehen.«
Noura
»Die Worte waren einfach weg. Ich hatte fast alles vergessen, auch wenn ich mir die Sätze zu Hause aufsagte. Aber ich hatte Angst. Das ist jetzt viel besser und ich bin selbstbewusster geworden.«
Wanja
»Grundsätzlich ist es eine schwere Entscheidung, in ein anderes Land zum Arbeiten zu gehen. Es sieht vielleicht leicht aus: Der eine Nachbar ist dort, der andere hier. Man kommt einfach und alles ist gut.
Aber das ist nicht so.«
Yara
»Es kommt auf viele andere Dinge an bei der Arbeit. Man sollte nicht nur auf das Papier gucken. Die Anerkennungen von Abschlüssen dauern ewig.«