Geschichte
Das DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. (bwt) ist ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der Erwachsenenbildung in Thüringen. Gegründet wurde das bwt im Jahre 1990 von engagierten Bildungsarbeiter*innen.
Die 1990er Jahre
Die Arbeit des bwt ruhte bereits früh auf drei Säulen: Neben der Qualifizierung von betrieblichen Interessensvertretungen sowie der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Themen wie z.B. den sogenannten Renten- oder Gesundheitsreformen wurde recht schnell die antifaschistische und antirassistische Bildungsarbeit als weiterer Arbeitsschwerpunkt aufgebaut. Hierunter fallen auch Aktivitäten zur Errichtung eines Mahnmals für den ‚unbekannten Wehrmachtsdeserteur‘ in Erfurt oder die Beteiligung am antirassistischen und antifaschistischen Ratschlag in Thüringen. In diesem Zusammenhang wurde in der zweiten Hälfte der 90er Jahre auch die Gründung des Flüchtlingsrat Thüringen e.V. unterstützt. In dieser Zeit wurde darüber hinaus erstmalig das Bildungsmaterial ‚Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit‘ entwickelt, das – mehrfach überarbeitet – auf rege Nachfrage aus dem In- und Ausland traf. Auf großes Interesse trafen ebenfalls seit dem Jahr 2000 angebotene Stadtrundgänge ‚Erfurt im Nationalsozialismus‘, die bis heute von der ehrenamtlich arbeitenden Projektgruppe ‚Erfurt im Nationalsozialismus‘ organisiert werden.
Die 2000er Jahre
Das Jahr 2004 stellte für die Arbeit des bwt einen Einschnitt dar, da die Thüringer Landesregierung die Fördermittel für die Erwachsenenbildung um knapp 50% gekürzt hat. Damit stand das bwt vor einer seiner größten Herausforderungen. Auf die Kürzungen reagierte das bwt einerseits mit einer Reduzierung von über das zuständige Ministerium finanzierten Personalstellen und Unterrichtsstunden, andererseits mit einer Schärfung der Aufgaben- und Arbeitsprofile, die u.a. zu einem Anstieg der nach Betriebsverfassungsgesetz durchgeführten Seminare geführt hat. Erstmals bot das bwt in dieser Zeit auch Weiterbildung zur beruflichen Integration von Geflüchteten und jüdischen Zuwanderern an.
Die 2010er Jahre
In den letzten Jahren hat sich die Fördersituation der Erwachsenenbildung in Thüringen durch eine Erhöhung der entsprechenden Haushaltsmittel wieder verbessert. Mit der Einführung des Thüringer Bildungsfreistellungsgesetzes im Jahr 2016 wurde eine langjährige Forderung endlich politisch umgesetzt. Damit entstand auch im bwt ein neues Betätigungsfeld: Nach dem Motto „Fünf Tage, die den Kopf verändern“ bietet das bwt seitdem gemeinsam mit dem DGB Bildungswerk Hessen Wochenseminare zu unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Themen an, mit denen Beschäftigte ihr Recht auf fünf Tage bezahlte Bildungsfreistellung wahrnehmen können.
Auf die zunehmende Vielfalt von Belegschaften und des betrieblichen Alltags in Thüringen hat das bwt mit neuen Bildungs- und Beratungsangeboten reagiert. Spezielle Angebote zur Sensibilisierung für die Situation von Kolleg*innen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen, für Kolleg*innen aus Ost- und Mitteleuropa sowie zur Integration von Geflüchteten auf Augenhöhe kamen seit 2018 hinzu. Begleitet wird dies durch vielfältige Angebote zur kritischen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Rechtsruck und der gemeinsamen Erarbeitung von Alternativen zum Bestehenden.
Zur Sicherung eines hohen Qualitätsstandards der Bildungsangebote unterliegt das bwt seit 2007 einem Qualitätsmanagement (QVB Stufe A). Durch die Mitarbeit im Landeskuratorium für Erwachsenenbildung, in entsprechenden Arbeitsgruppen und insbesondere in der Landesorganisation der Freien Träger in der Erwachsenenbildung Thüringen (LOFT) e. V. nimmt das bwt aktiv Einfluss auf die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Erwachsenenbildung in Thüringen.